One more thing – Apple präsentiert Face ID

13. September 2017

Auf der diesjährigen Keynote hatte Apple-Chef Tim Cook neben dem iPhone 8 noch ein weiteres Highlight zu präsentieren: Als „one more thing“ wurde das Jubiläumsmodell iPhone X vorgestellt.
Beim iPhone X fällt direkt auf den ersten Blick auf, dass das Display nahezu die komplette Vorderseite bedeckt. Platz für den typischen Apple Home-Button, in dem bei den Vorgängermodellen unter anderem der Fingerabdrucksensor für die Touch-ID integriert war, bleibt da nicht mehr. Anders als bei Modellen der Konkurrenz verschiebt Apple diesen Sensor jedoch nicht auf die Rückseite des iPhones, sondern ersetzt ihn durch eine komplett neue Technologie. Das iPhone X wird nicht mehr mit einem Fingerabdruck, sondern mittels Gesichtserkennung (Touch ID) entsperrt. In Zukunft legt der Nutzer zum Entsperren also nicht mehr seinen Finger auf den Home-Button, sondern er schaut sein iPhone X einfach an. Neben der Entsperrung soll die Face ID unter anderem auch für andere Dienste wie etwa Apple Pay benutzt werden.

Um die Gesichtserkennung zu ermöglichen, hat Apple in der oberen Leiste des iPhone X verschiedene Hardwarekomponenten verbaut. Das von Apple TrueDepth genannte System zur Gesichtserkennung besteht aus einer Frontkamera, einem Projektor, einer Infrarotkamera, Licht zum Beleuchten des Gesichts, einem Näherungssensor und einem Umgebungslichtsensor. Über den Projektor werden etwa 30000 unsichtbare Punkte auf das Gesicht des Nutzers projiziert und anschließend mithilfe der Kamera und den verschiedenen Sensoren ausgelesen. Dank des Infrarotsensors soll dies auch im Dunklen funktionieren. Aus diesen Informationen errechnet der im iPhone X verbaute A11 Bionic genannte Prozessor dann ein mathematisches Modell des Gesichts und speichert dieses. Zum Entsperren, oder für die Nutzung der anderen Funktionen der Face ID, wird das neu errechnete Gesichtsmodell mit dem gespeicherten Modell abgeglichen. Erst bei einer entsprechenden Übereinstimmung soll die Funktion aktiviert bzw. freigegeben werden. Nach Angaben von Apple soll der Prozessor sogar in gewisser Weise lernfähig sein und erkennen, ob der Nutzer eine Mütze trägt oder sich einen Bart hat wachsen lassen.

Um die Sicherheit der bei der Nutzung von Face ID erfassten Daten zu gewährleisten, setzt Apple, wie schon bei den Fingerabdrucksensoren, auf Secure Enclave als Sicherheitsarchitektur. Hierbei handelt es sich um einen speziell geschützten Bereich im A11, in dem die biometrischen Gesichtsdaten gespeichert werden. Darüber hinaus speichert Apple für die Face ID kein Foto, sondern nur ein mathematisches Modell des Gesichts. Nach Angaben von Apple soll es selbst beim Knacken der Sicherheitsmechanismen von Secure Enclave nicht möglich sein, dieses mathematische Modell in ein Gesicht zurück zu überführen. Zum Schutz der Privatsphäre des Nutzers werden die biometrischen Daten auch nicht in die Apple-Cloud übertragen. Sie landen also nicht auf den Servern von Apple, sondern verbleiben lokal auf dem jeweiligen Gerät gespeichert. Damit die Gesichtserkennung nicht unbeabsichtigt oder unbemerkt durch Dritte ausgelöst werden kann, erfordert das System vom Nutzer die volle Aufmerksamkeit. Die Gesichtserkennung soll sich nur dann fehlerfrei durchführen lassen, wenn der Nutzer mit offenen Augen auf das iPhone X guckt.

Inwiefern Face ID die Sicherheitsstandards einhält, die Apple verspricht, wird sich ab dem Verkaufsstart im November zeigen. Es ist davon auszugehen, dass sich ab diesem Zeitpunkt Biometrie-Experten und Hacker dem iPhone X annehmen und versuchen werden, die Gesichtserkennung zu überlisten oder sie zu umgehen. Aktuell laufen unter Experten schon die ersten dahingehenden Wetten, ob Face ID auf dem 34. Chaos Communication Congress im Dezember oder schon früher gehackt werden wird.

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