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Big Brother Awards 2015

28. April 2015

Auch in diesem Jahr wurden die Big Brother Awards an Firmen, Organisationen und Personen verliehen, die “in besonderer Weise und nachhaltig die Privatsphäre von Menschen beeinträchtigen oder persönliche Daten Dritten zugänglich machen”.

Mit diesem Negativpreis des Vereins digitalcourage bedacht wurde u.a. die Hello-Barbie von Mattel in der Kategorie Technik. Die mit Mikrofon und WLan ausgestattete Barbie zeichne Gespräche auf, sende diese zur Analyse in die Cloud und formuliere eine – mehr oder weniger passende – Antwort. So würden die Träume und Sorgen junger Konsumenten auf zentralen Servern gesammelt. Ein täglicher Überwachungsreport an Eltern sei möglich.

Der Bundesnachrichtendienst wurde in der Kategorie Behörden/Verwaltung hervorgehoben, weil er “aufs Engste in den menschenrechtswidrigen NSA-Über­wachungsverbund verflochten ist, weil er täglich Millionen Telekommunikationsdatensätze sammelt und solche massenweise an NSA & Co. übermittelt – darunter auch grundrechtlich geschützte Daten von Bundesbürgern”.

Die Crowdworking-Plattformen Amazon Mechanical Turk und Elance-oDesk erhielten den Big Brother Award 2015 in der Kategorie Wirtschaft für die Umsetzung des digitalen Tagelöhnertums. Außerdem erhielten die beiden Amazon-Töchter den BigBrotherAward 2015 in der Kategorie Arbeitswelt für Klauseln in ihren Arbeitsverträgen, die von den Beschäftigten die Zustimmung zur Verarbeitung ihrer persönlichen Daten (u.a. Gesundheitsdaten) in den USA verlangen.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière und Ex-Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich wurden mit dem BigBrotherAward 2015 in der Kategorie Politik für die “systematische und grundlegende Sabotage der geplanten Europäischen Datenschutzgrundverordnung” ausgezeichnet. Statt – wie öffentlich behauptet – Deutschlands hohes Datenschutzniveau nach Europa zu tragen, “verkehren sie den europäischen Datenschutz ins Gegenteil”, indem z.B. Errungenschaften wie die Datensparsamkeit, informierte Zustimmung der Nutzer und die Zweckbindung quasi abgeschafft würden. Damit ergatterten die Genannten auch den Publikumspreis 2015.

Das Bundesministerium für Gesundheit erhielt einen Award in der Kategorie Verbraucherschutz. Das Ministerium habe mit seinen eHealth-Projekten die Vertraulichkeit zwischen Arzt und Patient massiv gefährdet und erschüttert.

Der Ausdruck „digitale Spurensicherung“ wurde – exemplarisch für die beständigen Versuche, den Bürgern gegen ihren Willen das Überwachungskonzept der Vorratsdatenspeicherung “unterzujubeln” – mit dem Neusprech-Award bedacht. Es sei eine von vielen Wortneuschöpfungen, mit denen die anlasslose Sammlung aller Kommunikationsdaten verschleiert werden soll, die eindrücklich zeige, wie hartnäckig die Befürworter dieses Konzeptes seine wahre Natur verbergen wollen.

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