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OLG Köln: verspätete Auskunft begründet Schadensersatz nach Art. 82 DSGVO

17. August 2022

Mit Urteil vom 14. Juli 2022 (Az. 15 U 137/21) entschied das OLG Köln, dass die verspätete datenschutzrechtliche Auskunftserteilung einen Schadensersatzanspruch nach Art. 82 DSGVO begründet. 

Der Sachverhalt

Hintergrund des Urteils war ein Mandatsverhältnis zwischen der Klägerin und ihrem Anwalt. Die Klägerin hatte den Anwalt mit der rechtlichen Betreuung eines Verkehrsunfalls beauftragt. Zu diesem Zweck schlossen die Parteien einen Vertrag über die Mandatsbetreuung im September 2016.

Allerdings habe die Klägerin, ihrer Darstellung entsprechend, ihren Anwalt nur schwer erreichen können. Deswegen habe sie im Januar 2020 den Vertag mit ihrem Anwalt gekündigt. Außerdem habe sie eine vollständige Datenauskunft von ihrem Anwalt verlangt. Das Ziel der Klägerin sei es gewesen, eine Auskunft darüber zu erhalten, welche ihrer personenbezogenen Daten der Anwalt im Rahmen des Mandatsverhältnisses verarbeitet hatte. Dieser Anspruch sei erst im Oktober 2020 erfüllt worden.

Anspruch aus Art. 82 DSGVO

Das OLG stellte zunächst fest, dass der Anwalt als Verantwortlicher im Sinne der DSGVO die Frist zur Beantwortung eines Auskunftsanspruchs von einem Monat überschritten habe. Dies folge aus Art. 15 Abs. 1, 3 und Art. 12 Abs. 3 S. 1 DSGVO.

Das Gericht beschäftigte sich anschließend mit der Frage, welches Verhalten in diesem Fall den Schaden begründete. Entgegen der erstinstanzlichen Ansicht sei dafür nicht per se eine der Verordnung nicht entsprechende Verarbeitung erforderlich. Vielmehr könne der Schaden mit einem Verstoß gegen die Auskunftspflicht des Verantwortlichen begründet werden.

Das Gericht stellte fest, dass zwar auch ErwG. 146 DSGVO davon spreche, „(…) dass Schäden ersetzt werden sollen, die einer Person aufgrund einer Verarbeitung entstehen, die mit dieser Verordnung nicht im Einklang steht.“ (OLG Köln, Urteil vom 14.Juli 2022, Az. 15 U137/21, Rn. 17).

Allerdings ergebe sich aus ErwG. 60 DSGVO, „(…) dass die Grundsätze einer fairen und transparenten Verarbeitung es erforderlich machen, dass die betroffene Person über die Existenz des Verarbeitungsvorgangs und seine Zwecke unterrichtet wird.“ (OLG Köln, Urteil vom 14.Juli 2022, Az. 15 U137/21, Rn. 17). Folglich gestehe die DSGVO der betroffenen Personen einen Auskunftsanspruch zu, um Kenntnis über den Verarbeitungsvorgang zu erlangen. Außerdem könne die betroffene Person auf diese Weise die Rechtmäßigkeit der Verarbeitung überprüfen. Der Auskunftsanspruch diene daher einer transparenten Verarbeitung, sodass „die Ersatzpflicht nach Art. 82 Abs. 1 DSGVO auf jeden Verstoß gegen Regelungen der Verordnung anzuwenden“ sei (OLG Köln, Urteil vom 14.Juli 2022, Az. 15 U137/21, Rn. 17).

Darüber hinaus stellte das Gericht fest, dass die Klägerin einen immateriellen Schaden erlitten habe. In diesem Fall ließ das Gericht offen, ob bereits der Verstoß gegen die DSGVO den Schaden begründen könne (so: LAG Schleswig-Holstein, Az. 6 TA 49/22; wir berichteten).

Oberlandesgericht Köln kassiert eine Werbeklausel der Telekom

7. Juli 2017

Das Oberlandesgericht Köln (OLG) hat mit Urteil vom 02.06.2017 (Az.: 6 U 182/16), welches jetzt von dem Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv), als Kläger in dem Rechtsstreit, veröffentlicht wurde, entschieden, dass eine vertragliche Bestimmung einer Tochtergesellschaft der Telekom unrechtmäßig ist.

Die Klausel enthielt den Passus, in den Verbraucher mit einem Klick einwilligen konnten, der eine individuelle Kundenberatung über die Kündigung hinaus betraf. Das bedeutet, dass die Vertragsdaten über die Kündigung hinaus bis zum Ende des folgenden Kalenderjahres gespeichert und für Werbung genutzt werden dürfen. Ein jederzeitiger Widerruf wurde den Verbrauchern von der Telekom-Tochter allerdings eingeräumt.

Das OLG sieht in der Klausel eine unangemessene Benachteiligung, weil die Verbraucher zum einen für einen unzumutbar langen Zeitraum nach Vertragsende Werbung erhalten können und zum anderen weil von der Einwilligung sowohl E-Mail, als auch Telefon, SMS und MMS als Kanäle für die Werbemaßnahmen erfasst sind.

Das OLG Köln war bereits die Berufungsinstanz. Der Rechtsstreit wurde zunächst am Landgericht Köln anhängig gemacht. Die dortigen Richter sahen die Telekom im Recht, sodass der Bundesverband in Berufung gegangen und jetzt vom OLG Recht bekommen hat. Das Urteil ist aufgrund der zugelassenen Revision zum Bundesgerichtshof noch nicht rechtskräftig.

OLG Köln: Schmerzensgeld wegen Verstoß gegen das Datenschutzrecht

9. Februar 2017

Mit Urteil vom 30.09.2016 (Az. 20 U 83/16) hat das Oberlandesgericht Köln (OLG Köln) einen Anspruch auf Schmerzensgeld aufgrund eines datenschutzrechtlichen Verstoßes bejaht. Die Beklagte hatte ein Urteil mit Gesundheitsdaten des Klägers rechtswidrig an dessen Arbeitgeber weitergegeben. Zu dem Urteil kam es, weil der Kläger mit der beklagten Versicherung über Ansprüche aus einer Berufsunfähigkeitsversicherung stritt. Die Versicherung behauptete, dass sich die Klägerin vertragswidrig Verhalten habe und verweigerte daher die Zahlung. Nachdem die Klage erstinstanzlich noch abgewiesen worden war, verglichen sich die Parteien im Berufungsverfahren auf Zahlung in Höhe von 90.000 Euro an den Kläger.

In der Zwischenzeit hatte die Beklagte das Urteil der ersten Instanz allerdings an den Arbeitgeber des Klägers, ein Unternehmen des gleichen Konzerns, weitergegeben. Der Arbeitgeber des Klägers kündigte ihm daraufhin fristlos.

In dem zu entscheidenden Fall begehrte der Kläger von der Beklagten Schadensersatz und Schmerzensgeld, da sie nach Ansicht des Klägers nicht dazu berechtigt gewesen sei, das Urteil an den Arbeitgeber weiterzugeben. Der Kläger hatte insbesondere keine Einwilligung hinsichtlich der Weitergabe erteilt.

Während das Landgericht Köln die Klage in der ersten Instanz noch abgewiesen hatte, entschied das OLG Köln im Berufungsverfahren zu Gunsten des Klägers. Als Begründung führte es aus, dass die Beklagte die Gesundheitsdaten des Klägers aus keinem rechtlichen Grund an Dritte weitergeben durfte. Vor allem sei die konzernrechtliche Bindung zwischen der Beklagten und dem Arbeitgeber des Klägers im Datenschutzrecht ohne Bedeutung. Da weder eine Einwilligung des Klägers vorgelegen habe, noch ein denkbarer Erlaubnistatbestand einschlägig sei, sei die Weitergabe des Urteils und der Gesundheitsdaten daher rechtswidrig erfolgt.

Damit verletzte die Beklagte das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Klägers und der Kläger könne aufgrund des dadurch erlittenen materiellen und immateriellen Schadens Schadensersatz- und Schmerzensgeldansprüche geltend machen. Da der Kläger zunächst auf die reine Feststellung des Verstoßes geklagt hatte, kann er nun noch die konkrete Höhe beziffern und die entsprechenden Beträge einfordern.