USA-Update Teil 1: Status Quo des Datenschutzes

12. August 2024

In den letzten Jahren hat der Schutz personenbezogener Daten erheblich an Relevanz gewonnen, da die Digitalisierung zunehmend Einzug in alle Lebensbereiche hält und die Nutzung von personenbezogenen Daten in Umfang und Intensität stark zunimmt. Ob in sozialen Netzwerken, beim Online-Einkauf oder in digitalen Gesundheitsakten – persönliche Informationen werden heute in einem Ausmaß erfasst, gespeichert und verarbeitet, das vor wenigen Jahrzehnten noch unvorstellbar war. Diese Entwicklung bringt jedoch auch neue Risiken und Herausforderungen mit sich, wie Datenschutzverletzungen, Identitätsdiebstahl und den Missbrauch personenbezogener Daten für kommerzielle oder politische Zwecke. Der Status Quo des Datenschutzes in den USA gewinnt damit erheblich an Bedeutung.

In einer Ära, in der Daten als die „Währung“ des digitalen Zeitalters gelten, ist der Schutz dieser Daten von entscheidender Bedeutung, um die Privatsphäre der Bürger zu bewahren und die Rechtsstaatlichkeit als Fundament der Demokratie zu sichern. Datenschutzgesetze und -vorschriften sind daher wesentlich, um einen angemessenen Schutz personenbezogener Daten zu gewährleisten und den Umgang damit durch Regierungen, Unternehmen und andere Organisationen zu regulieren.

Ausgangslage

Der Datenaustausch zwischen der Europäischen Union (EU) beziehungsweise dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) und den USA war in jüngster Zeit aufgrund unterschiedlicher Datenschutzstandards problematisch. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat das bisherige Datenschutzabkommen „Privacy Shield“ zwischen der EU und den USA für ungültig erklärt, da das Datenschutzniveau in den USA nicht den europäischen Anforderungen entsprach. Die Richter kritisierten insbesondere die umfassenden Zugriffsmöglichkeiten von US-Behörden auf die personenbezogenen Daten europäischer Bürger. Als Reaktion darauf hat die EU-Kommission einen neuen Angemessenheitsbeschluss für den Datenschutzrahmen EU-USA (EU-US Data Privacy Framework) erlassen. Dieser soll sicherstellen, dass die USA ein mit den Datenschutzstandards der EU vergleichbares Schutzniveau für personenbezogene Daten gewährleisten, die im Rahmen dieses neuen Abkommens aus der EU in die USA übermittelt werden. Es bleibt jedoch unklar, ob dieser Beschluss den strengen Anforderungen des EuGH standhalten wird. Bei der Beurteilung, ob ein gleichwertiges Datenschutzniveau vorliegt, werden künftig auch die Datenschutzregelungen der einzelnen US-Bundesstaaten sowie die des Bundes berücksichtigt.

Bedeutung des transatlamtischen Datenaustauschs

Angesichts der enormen Mengen an personenbezogenen Daten, die mit den USA ausgetauscht werden, ist die Etablierung eines sicheren Rechtsrahmens wichtiger denn je. Dies wird besonders deutlich, wenn man bedenkt, dass die Mehrheit der großen Softwareunternehmen im Cloud- und Textverarbeitungsbereich ihren Sitz in den USA hat, während Europa in diesem Bereich weitgehend auf diese Unternehmen angewiesen ist. Vor diesem Hintergrund ist es entscheidend, die US-amerikanischen Datenschutzgesetze zu verstehen, insbesondere angesichts der Rolle der USA als wichtiger globaler Akteur in der digitalen Wirtschaft. Daher konzentriert sich diese Beitragsreihe auf eine Analyse der aktuellen Datenschutzregulierung in den USA.

Historische Entwicklungen und heutige Unterschiede

Der Unterschied in der Herangehensweise an den Datenschutz zwischen der EU und den USA basiert auf unterschiedlichen Perspektiven. Während der Schutz personenbezogener Daten in Europa als Grundrecht angesehen wird, betrachten die USA den Datenschutz eher als Bestandteil des Verbraucherschutzes und als einen Aspekt des Wirtschaftslebens. Diese unterschiedliche Auffassung lässt sich auf die jeweils historische Entwicklung auf beiden Seiten des Atlantiks zurückführen.

Ursprünge

Das Bedürfnis nach Privatsphäre und Datenschutz ist tief in der menschlichen Natur verankert und reicht weit in die Vergangenheit zurück. Doch mit dem Aufstieg des modernen Staates und den technologischen Fortschritten im 19. Jahrhundert wurde die Privatsphäre zunehmend bedroht. In Europa entfachte bereits im 16. Jahrhundert eine Diskussion über den Schutz individueller Informationen, während in den USA das Thema durch bedeutende Schriften wie „The Right to Privacy“ von Warren und Brandeis im Jahr 1890 an Bedeutung gewann. Dieses Werk vertrat insbesondere – in Übereinstimmung mit dem amerikanischen Liberalismus – das „Recht, in Ruhe gelassen zu werden“, ein Konzept, das sich vor allem auf den Schutz vor ungewollter Veröffentlichung durch die Presse bezog.

Unterschiedliche Ansätze

In der Datenschutzdebatte werden die Unterschiede zwischen Europa und den USA häufig durch einen auf Würde basierenden Ansatz in Europa und einen auf Freiheit basierenden Ansatz in den USA erklärt. Während in Europa die Menschenwürde und das Recht auf informationelle Selbstbestimmung im Vordergrund stehen, wird die individuelle Freiheit und die Kontrolle über persönliche Daten in den USA stärker betont. Diese Unterschiede sind heute besonders relevant, da sie sich in der Struktur des Marktes für Internetdienstleistungen widerspiegeln. In den USA wird durch einen flexibleren Datenschutzansatz die Wettbewerbsfähigkeit der dort ansässigen Anbieter begünstigt, während in Europa der Schutz der betroffenen Personen im Vordergrund steht. Trotz dieser Differenzen teilen Europa und die USA die Auffassung, dass Datenschutz vom Individuum her gedacht werden sollte. Dies wird besonders bedeutsam, wenn man sich mit den Datenschutzkonzepten in aufstrebenden digitalen Wirtschaftszentren wie Asien und Afrika auseinandersetzt, wo kollektive Ansätze im Vordergrund stehen.

Im Laufe der Zeit entwickelten sich die Datenschutzkonzepte in der westlichen Welt unterschiedlich: Während die USA einen sektoriellen Ansatz verfolgten, setzte Europa auf ein umfassendes Regelungsmodell, das den Fokus auf den Schutz der Betroffenen legte. Diese verschiedenen Ansätze prägen bis heute die Datenschutzgesetze auf beiden Seiten des Atlantiks.

In den folgenden Abschnitten werden wir die verschiedenen Aspekte der Datenschutzgesetzgebung in Nordamerika genauer untersuchen und dabei wesentliche Erkenntnisse liefern, die für eine fundierte Diskussion dieses Themas unerlässlich sind.

Die amerikanische Datenschutzlandschaft: Zwischen Zersplitterung und Sensibilisierung 

Die Datenschutzlandschaft in den USA ist durch eine Vielzahl unterschiedlicher Gesetze, Regelungen und Bestimmungen auf föderaler Ebene, sowie auf Ebene der Bundesstaaten und Provinzen geprägt. Während Länder wie Kanada seit langem umfassende Datenschutzgesetze etabliert haben, zeichnet sich der Datenschutz in den USA eher durch eine fragmentierte und sektorale Regulierung aus. Trotzdem ist in den letzten Jahren ein wachsendes Bewusstsein für Datenschutzthemen zu beobachten, begleitet von einer zunehmenden Zahl an Initiativen, die den Schutz persönlicher Daten in der Region stärken sollen.

Föderale Gesetzgebung 

In den USA existiert bisher auf föderaler Ebene keine umfassende Datenschutzgesetzgebung, die alle Bereiche des Datenschutzes abdeckt. Stattdessen gibt es auf föderaler Ebene lediglich eine Reihe von sektoralen Gesetzen und Regelungen, die den Schutz persönlicher Daten in bestimmten Branchen oder für spezifische Arten von Daten regeln. Dazu zählen unter anderem der Health Insurance Portability and Accountability Act (HIPAA) im Gesundheitswesen, der Gramm-Leach-Bliley Act (GLBA) im Finanzsektor und der Children’s Online Privacy Protection Act (COPPA) zum Schutz der Privatsphäre von Kindern im Internet.

Bundesstaatliche Gesetzgebung

Da es auf föderaler Ebene noch immer keine einheitliche Datenschutzgesetzgebung gibt, haben viele US-Bundesstaaten eigene Gesetze verabschiedet, um den Schutz personenbezogener Daten zu verbessern. Diese Gesetze variieren von Bundesstaat zu Bundesstaat in ihrem Umfang und ihren spezifischen Bestimmungen, weisen jedoch häufig strukturelle Gemeinsamkeiten auf. Sie können Regelungen zur Datenverarbeitung, Datensicherheit, Datenübermittlung und zur Benachrichtigung im Falle von Datenschutzverletzungen beinhalten. Insgesamt lässt sich eine zunehmende Tendenz zur Stärkung des Datenschutzes auf Ebene der Bundesstaaten beobachten, um einen angemessenen Schutz personenbezogener Daten zu gewährleisten. Dennoch bleibt die fragmentierte Regulierung eine Herausforderung, da Unternehmen, die in mehreren Bundesstaaten tätig sind, möglicherweise unterschiedlichen Datenschutzvorschriften unterliegen.

Ausblick auf kommende Teile der Reihe

Im nächsten Teil der Reihe über den Status Quo des Datenschutzes in den USA beleuchten wir exemplarisch das amerikanische Datenschutzsystem anhand einzelnder Bundesstaaten. In Teil 3 der Beitragsreihe wird das Privacy Framework und dessen Auswirkungen auf das hier Geschilderte behandelt. Teil 4 wird sich mit Gesetzesinitiativen auseinandersetzen und ein ausführliches Fazit ziehen – es lohnt sich dran zu bleiben. Wenn ein neuer Beitrag auf unserem Blog erscheint, erfahren sie dies stets auf X.

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