Schlagwort: Berechnung von Bußgeldern

Das einheitliche Leitlinien Modell für DSGVO-Bußgelder

17. Juli 2023

Die Europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) sieht vor, dass Verstöße gegen ihre Bestimmungen von den Datenschutzbehörden der EU-Mitgliedsstaaten sanktioniert werden. Die möglichen Strafzahlungen belaufen sich auf bis zu 20 Millionen EUR oder bis zu 4 Prozent des weltweiten Jahresumsatzes, je nachdem, welcher Betrag höher ist.

Bisher war es in der Verantwortung der entsprechenden nationalen Datenschutzbehörden, die Höhe der Bußgelder festzulegen. Jedes EU-Mitgliedsland traf bisher eigenständige Entscheidungen darüber, inwieweit die in der DSGVO festgelegten “bis zu-Werte” ausgeschöpft werden. Jetzt gibt es neue Vorschriften für die Berechnung von Bußgeldern: Der Europäische Datenschutzausschuss (EDSA) hat die abschließenden Leitlinien zur Festsetzung von Bußgeldern angenommen.

Die neuen einheitlichen Leitlinien des EDSA

In seiner Sitzung am 24. Mai 2023 hat der Europäische Datenschutzausschuss (engl. European Data Protection Board, EDPB) die Leitlinien zur Bußgeldzumessung gemäß der DSGVO nach einer öffentlichen Konsultation angenommen.

Die neuen Leitlinien stellen den Datenschutzaufsichtsbehörden nun einheitliche Maßstäbe und harmonisierte Rahmenbedingungen zur Verfügung, um Bußgelder festzulegen. Diese Harmonisierung betrifft jedoch ausschließlich die Berechnungsgrundlage der Bußgelder. Die endgültige Höhe der Strafen wird weiterhin individuell von der jeweiligen nationalen Aufsichtsbehörde durch die Anpassungsmöglichkeiten des Leitlinien-Modells festgelegt.

BfDI von Entscheidung überzeugt

BfDI Prof. Ulrich Kelber, der Bundesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit begrüßt die Annahme der Leitlinien: „Eine Entscheidung, auf die sehr viele Stellen schon lange mit Spannung gewartet haben. Historisch haben wir nun erstmals eine Vereinheitlichung der Bußgeldpraxis von Datenschutzbehörden in unterschiedlichen Mitgliedsstaaten. Die Leitlinien sind damit der konsequente nächste Schritt in der europäischen Integration und können künftig auch Vorbild und Orientierung für die Durchsetzung anderer EU-Gesetze sein.“

Die 5 Stufen der Leitlinien

Die Leitlinien sehen ein 5-stufiges Verfahren zur Bußgeldfestlegung vor

Schritt 1 – Identifizierung sanktionierbarer Handlungen: Die Aufsichtsbehörden prüfen, ob der vorliegende Fall sanktionierbare Handlungen beinhaltet, die gegen die DSGVO verstoßen haben. Es wird geprüft, ob bußgeldbewehrte Handlungen vorliegen.

Schritt 2 – Ermittlung des Ausgangsbetrags: Der Ausgangsbetrag für die Bußgeldberechnung wird aus den Faktoren Art der Verstöße, Schwere des Verstoßes und Umsatz des Unternehmens ermittelt.

Schritt 3 – Berücksichtigung erschwerender oder mildernder Umstände: Die Aufsichtsbehörden ermitteln Umstände, die den in Schritt 2 festgestellten Betrag erhöhen oder reduzieren können, wie das Verhalten der Verantwortlichen und vergangene Verstöße gegen die DSGVO.

Schritt 4 – Festlegung der Obergrenze: Der ermittelte Bußgeldbetrag wird mit den gesetzlichen Höchstbeträgen der DSGVO (Art. 83 Abs. 4 – 6) verglichen, um die Obergrenze für das Bußgeld festzulegen.

Schritt 5 – Überprüfung und Anpassung: Im letzten Schritt bewerten die Aufsichtsbehörden das ermittelte Bußgeld hinsichtlich Wirksamkeit, Verhältnismäßigkeit und Abschreckung, um gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen.

Neue Leitlinien zur Bußgeld-Berechnung

19. Juni 2023

Der Europäische Datenschutzausschuss (EDSA) veröffentlichte vor kurzem überarbeitete Leitlinien zur Berechnung von Bußgeldern (Guidelines 04/2022). Danach legte die EDSA ein fünfstufiges System zur Berechnung von Bußgeldern fest.

Schwere des Verstoßes bestimmt Bußgeld

Nach Art. 83 Abs. 1 Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) sollen Bußgelder wirksam, verhältnismäßig und abschreckend sein. Demzufolge seien die Bußgelder unter anderem anhand der Schwere des Verstoßes zu bemessen. Den Schweregrad eines Verstoßes teilte die EDSA aufgrund ihrer Auswirkungen in drei Niveaus ein, niedrig, mittel und schwer. Zu Verstößen mit einem niedrigen Schweregrad zählt zum Beispiel die Überschreitung der nach Art. 12 Abs. 3 DSGVO vorgesehenen Monatsfrist zur Beantwortung von Betroffenenanfragen. Zu einem Verstoß auf mittlerem Niveau zählten beispielsweise fehlende Sicherheitsvorkehrungen vor dem unautorisierten Zugriff auf Gesundheitsdaten. Dies sei der Fall, wenn in einem Unternehmen, die Mitarbeitenden Gesundheitsdaten von Kunden einzusehen könnten, ohne eine Autorisierung für diesen Zugriff zu haben. Auf der letzten Ebene des schwerwiegendsten Grades eines Verstoßes stünden beispielsweise ungefragte Telefonanrufe. So bei Anrufen eines Unternehmens bei seinen Kunden zu Werbezwecken, ohne dass eine Rechtsgrundlage für die Datenverarbeitung bestehe. Die Schwere des Verstoßes diene als Richtwert für das zu verhängende Bußgeld.

Zusätzlich sei der Verstoß seiner Art nach, zu kategorisieren und der Umsatz des Unternehmens bei der Berechnung zu beachten.

Fazit

Nachdem der EDSA die neuen Leitlinien nach der öffentlichen Konsultation angenommen hatten, veröffentlichte der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) eine Pressemitteilung. Darin sagte er, dass es mit den neuen Leitlinien erstmals „eine Vereinheitlichung der Bußgeldpraxis von Datenschutzbehörden in unterschiedlichen Mitgliedstaaten“ gebe.

Es bleibt folglich zu beachten, dass sich die Leitlinien an Aufsichtsbehörden richten. Demnach sollten Verantwortliche mögliche Bußgelder nicht im Vorfeld kalkulieren, sondern versuchen Verstöße gegen die DSGVO zu verhindern.