Schlagwort: Kunsturhebergesetz

Gerichtsentscheidung: Veröffentlichung von Videoaufnahmen im Internet ohne Einwilligung ist unzulässig

23. Januar 2019

Nach der Entscheidung des Landgerichts Frankfurt am Main (LG Frankfurt a.M. – Az.: 2-03 O 283/18) ist der Besitzer eines Friseursalons verpflichtet, Videoaufnahmen, in der eine Kundin bei der Behandlung erkennbar ist und die er zu Werbezwecken auf seiner Facebook-Fanpage veröffentlicht hat, von der Internetseite zu entfernen. Grund hierfür ist, dass der Besitzer des Friseursalons nicht glaubhaft gemacht hat, dass eine Einwilligung der Kundin zu der Fertigung und Veröffentlichung der Videoaufnahmen vorlag.

Der Besitzer des Friseursalons behauptet, dass die Kundin ausdrücklich auf die Videoaufzeichnung und die Veröffentlichung hingewiesen wurde und diese ausdrücklich darin eingewilligt hat. Hilfsweise behauptete er, dass die Einwilligung zumindest stillschweigend erfolgte. Die Kundin behauptet, dass ein solcher Hinweis zu keinem Zeitpunkt erfolgt ist und sie auch keine Einwilligung erteilt habe. Da der Besitzer des Friseursalons die Beweislast dafür trägt, nachzuweisen, dass eine Einwilligung erteilt wurde und er dies nicht glaubhaft machen konnte, wurde er verurteilt, die Videoaufnahmen von der Internetseite zu entfernen.

Auch das berechtigte Interesse gemäß Art. 6 Abs. 1 lit. f Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) kann in diesem Fall nicht als Rechtsgrundlage herangezogen werden. Zwar sei die Verarbeitung von personenbezogenen Daten zu Zwecken der Direktwerbung anerkannt. Es sei aber fraglich, ob die Verwendung von Bildaufnahmen hierzu erforderlich sei. In diesem Fall überwiegt jedenfalls das Interesse der Kundin, dass diese Form der Verarbeitung unterbleibt.

Das LG Frankfurt a.M. lässt bei der Entscheidung bedauerlicherweise offen, ob es seine Begründung auf §§ 22, 23 Kunsturhebergesetz (KUG) stützt oder aber auf die DSGVO. Somit ist die Unsicherheit, ob die Regelungen des KUG Normen im Sinne von Art. 85 Abs. 1 DSGVO sind, nicht beseitigt.

Fotografieren unter der DSGVO: OLG Köln veröffentlicht ersten Beschluss

27. Juni 2018

Auch in der Fotografiebranche gab und gibt es aufgrund des Inkrafttretens der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) Rechtsunsicherheiten. Hintergrund ist, dass das Anfertigen und Veröffentlichen von Bildern, auf denen Personen zu erkennen sind, eine Verarbeitungstätigkeit personenbezogener Daten im Sinne der DSGVO darstellt, für das der datenschutzrechtliche Grundsatz des Verbots mit Erlaubnisvorbehalt gilt. Dies hat zur Folge, dass insbesondere für das Veröffentlichen die Einwilligung des betroffenen Abgebildeten selbst oder eine andere Rechtsgrundlage aus der DSGVO nötig ist, um die Verarbeitung zu legitimieren. Auf der Ebene des nationalen Rechts sieht allerdings auch das Kunsturhebergesetz (KUG) für das Veröffentlichen der Fotografien einige Ausnahmetatbestände vor. So können nach § 23 KUG etwa Bildnisse aus dem Bereich der Zeitgeschichte, Bilder von Versammlungen oder solchen, auf denen Personen nur als sogenanntes Beiwerk erscheinen, veröffentlicht werden, auch wenn keine Einwilligung des Betroffenen vorlag.

Nach Inkrafttreten der DSGVO ist nun allerdings umstritten, inwiefern die Vorschriften des KUG noch Anwendung finden, da die DSGVO in der Normenhierarchie über dem KUG steht und dessen Regelungen daher grundsätzlich verdrängt (wir berichteten).

In dem Beschluss des OLG Köln vom 18.06.2018 (Az. 15 W 27/18) hat sich nun das erste Gericht mit der Frage des Konkurrenzverhältnisses beschäftigt. Das OLG Köln vertritt dabei die Ansicht, dass Art. 85 DSGVO zugunsten der Verarbeitung für journalistische Zwecke von der DSGVO abweichende nationale Rechtsvorschrift erlaubt. Von dieser Erlaubnis seien nicht nur neue, sondern auch bereits bestehende Regelungen erfasst, soweit diese sich einfügen. Dabei seien keine strengeren Maßstäbe anzusetzen, weil Datenschutzvorschriften sonst stets die journalistische Arbeit beeinträchtigen würden. Im Kern würde Art. 85 DSGVO insbesondere keine konkreten materiell-rechtlichen Vorgaben machen, sondern nur voraussetzen, dass zwischen dem Datenschutz auf der einen Seite und der Meinungs- und Kommunikationsfreiheit auf der anderen Seite ein angemessener Ausgleich sichergestellt sei. Dies hätte zur Folge, dass das KUG weiterhin gelte, da auch die Vorschriften des KUG umfangreiche Abwägungen zwischen den entgegenstehenden Interessen, im Rahmen dessen auch unionsrechtliche Grundrechtspositionen zu berücksichtigen sind, vorsehe.

Der Beschluss des OLG Köln ist allerdings insgesamt unter der Prämisse zu sehen, dass das KUG Erlaubnistatbestände ausschließlich für das Veröffentlichen der Fotos, nicht aber für das Anfertigen selbst vorsieht. Für das Fotografieren selbst gilt damit ausschließlich die DSGVO. Eine rechtliche Einordnung des Fotografierens unter der DSGVO hat kürzlich die Datenschutzbehörde Brandenburg veröffentlicht.