Datenschutz im Wahlkampf
Dass der Wahlkampf der Parteien nicht mehr ausschließlich auf Wahlplakaten stattfindet, ist kein Geheimnis. Auch die Politik geht mit der Zeit und bemüht sich zunehmend um den Einsatz „neuer“ Medien. So setzt die CDU zur Unterstützung des eigenen Wahlkampfs seit der Bundestagswahl im Jahr 2017 auf eine eigene App, die CDU-Connect-App.
Mit Hilfe der Connect-App soll es den Wahlkampfhelfern der CDU möglichst einfach gemacht werden, einen effizienten Haustürwahlkampf zu organisieren. So kann in der App beispielsweise eingetragen werden, in welcher Straße man es bereits versucht, bei welchem Haus man geklingelt, ob und wer geöffnet hat und letztlich natürlich auch, wie die Person zur CDU steht. Über die Jahre sollen sich dabei riesige Datensätze angesammelt haben. Auf die Sicherheitslücke aufmerksam geworden ist die Softwareentwicklerin Lilith Wittmann, die nach eigenen Angaben über Twitter auf die App hingewiesen wurde. Ihre Herangehensweise und Ergebnisse veröffentlichte sie dann in einem eigenen Blogpost.
Das Besondere an ihrem Fund sind dabei allerdings nicht die oben genannten Rohdaten, sondern vielmehr die erfassten Zusatzinformationen, die bei einem Besuch notiert wurden. So wurde etwa der Inhalt einzelner Gespräche paraphrasiert oder politische Meinungen in Kurzform festgehalten. Auf Anfrage des Spiegels hin versicherte die CDU jedoch, die Daten nur anonymisiert gespeichert zu haben, sodass Aussagen nicht auf einzelne Personen rückführbar seien.
Anders sieht es allerdings bezüglich der Daten von eigenen Wahlkampfhelfern und Unterstützern aus. Nach Angaben von Wittmann waren die Informationen von knapp 20.000 Menschen einsehbar. Davon umfasst sein sollen Daten, wie etwa E-Mail-Adressen, Fotos und teilweise auch Facebook-Tokens. Weitreichendere Angaben wurden von etwa 1350 Unterstützern entdeckt. Bei ihnen ließen sich Adressen, Geburtsdaten und Interessen finden.
Ihren Fund hat Wittmann dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und der CDU mitgeteilt. Die Partei reagierte schnell und entfernte die App vorsorglich aus dem Play und App Store. Zusätzlich meldete man sich bei Twitter und verspricht die Sicherheitslücke schnellstmöglich zu schließen. Außerdem sollen laut Angaben der CDU alle Betroffenen informiert werden.