Apple Intelligence: Automatisch nach Update aktiviert – Datenschutzprobleme?

19. Februar 2025

Apple Intelligence: Automatisch nach Update aktiviert, aber nicht in der EU – Datenschutzprobleme?Mit dem neuen Update ist die von Apple eigens kreierte KI-Software Apple Intelligence beim IPhone-Onboarding automatisch aktiviert. Nutzer können diese lediglich als Opt-Out Funktion in den Systemeinstellungen deaktivieren. Nutzer innerhalb der Europäischen Union (EU) müssen dagegen immer noch auf Apples Künstliche Intelligenz (KI) warten.

Apple Intelligence kommt im April

Seit Oktober 2024 sind die ersten Anwendungen Apples eigner KI Namens „Apple Intelligence“ auf einigen Geräten verfügbar.  Damit haben iPhone, iPad und Mac ein eigenes persönliches intelligentes System. „Es kombiniert generative Modelle mit deinem persönlichen Kontext, um die Informationen bereitzustellen, die für dich am nützlichsten und relevantesten sind, und schützt gleichzeitig deine Privatsphäre,“ heißt es auf Apples Website. Bereits seit iOS 18.1, iPadOS 18.1 und macOS Sequoia 15.1 ist Apple Intelligence als Beta-Version verfügbar. Aktuell funktioniert es jedoch noch nicht in der EU. Apple plant die Einführung für das iPhone und das iPad in der EU für April 2025. Mit neuem Update ist die KI automatisch aktiviert, so Apple in den Release-Notes. Um Apple Intelligence zu deaktivieren, müssen Benutzer in den Systemeinstellungen den Schalter “Apple Intelligence” deaktivieren.

Apples Datenschutzversprechen

Apple schreibt sich Datenschutz groß auf die Fahne – auch bei Apple Intelligence. Sinngemäß heißt es auf der Website: „Apple Intelligence greift auf Ihren persönlichen Kontext zurück, ohne dass jemand anderes auf Ihre personenbezogenen Daten zugreifen kann – nicht einmal Apple.“ Hierfür sollen grundsätzlich die Daten direkt auf dem Gerät verarbeitet werden. Für komplexere Anfragen, die mehr Computerkapazität erfordern, kann Apple Intelligence das sogenannte Private Cloud Compute verwenden. Diese verwendet größere, serverbasierte Modelle, die durch Apple Chips angetrieben werden. Apple verspricht dabei die Daten nicht zu speichern und diese nur für die einzelne Anfrage zu verwenden.

Möglichkeit eines Datenschutzberichts

Nutzer können auch einen „Apple Intelligence-Datenschutzbericht“ erstellen. Damit wird ein Bericht über die Anfragen erstellen, die vom Mac an Private Cloud Compute gesendet wurden. Dieser kann für die letzten 15 Minuten oder die letzten 7 Tage erstellt werden, oder falls keine Speicherung von Anfragen gewünscht ist, kann die Bericht-Funktion deaktiviert werden.

Apple integriert ChatGPT

Doch auch ChatGPT von OpenAI kann auf Wunsch der Nutzer in KI-gestützte Anwendungen wie Siri und Writing Tools nahtlos integriert werden. Datenschutzexperten wie auch Nutzer sehen gerade hier Datenschutzrisiken. Zwar entferne Apple laut eigener Pressemitteilung vor dem Absenden der Anfrage identifizierende Informationen wie auch die IP-Adresse. Doch sind Large-Language-Models wie ChatGPT in der Lage auch aus Kontexten oder vorhandenen Daten personenbezogene Informationen abzuleiten oder herzustellen. Dies liegt an ihrer Fähigkeit, Muster in großen Datensätzen zu erkennen und Verbindungen herzustellen. Nutzer sollen selbst bestimmen können, wann ChatGPT verwendet wird, und werden gefragt, bevor Ihre Informationen weitergegeben werden.

Apple vs. OpenAI – Unterschiedliche Datenschutzphilosophien?

Zudem sagte OpenAIs CEO Sam Altman im Interview mit MIT Technology Review, dass seine Traum KI “absolut alles über mein ganzes Leben weiß, jede E-Mail, jedes Gespräch, das ich je geführt habe”. Demnach erscheinen die Ziele zur Verarbeitung personenbezogener Daten von Apple und OpenAI sehr gegensätzlich.

Wie gut ist Apples Datenschutz?

Apple galt lange Zeit als Vorreiter in Sachen Datenschutz und Sicherheit, und wirbt damit auch bei Apple Intelligence. Dennoch ist das Unternehmen in der Vergangenheit schon öfter wegen Datenschutzproblemen aufgefallen. Sicherheitsmängel der iCloud führten 2014 zu Aufruhr. Der 2019 aufkommende Siri-Datenschutzskandal wurde erst kürzlich mit einem außergerichtlichen Vergleich beigelegt. Dieser führte durch aufgetauchte Auswertungen von Siri-Audiomitschnitte zu erheblicher Kritik. Viele Nutzer hatten Apple hierzu keine bewusste Zustimmung gegeben. Daraufhin führte Apple ein Opt-in-Modell ein, womit Nutzer explizit der Verarbeitung ihrer Daten zustimmen können. Auch an der mit macOS 15 und iOS 18 eingeführten iPhone-Mirroring Funktion gab es datenschutzrechtliche Risiken.

Warum sich Apple trotz dieser Historie bei Apple Intelligence für eine Opt-Out Option entschieden hat, ist aktuell noch unklar. Dennoch geht Apple auch neue Schritte in Sachen Datenschutz. Wie Apple in einer Mitteilung bekannt gibt können „zum ersten Mal in der Branche {…] unabhängige Expert:innen den Code einsehen, der auf Servern mit Apple Chips ausgeführt wird.“ Damit will Apple sein Datenschutzversprechen verdeutlichen und sieht darin einen großen Schritt bei Datenschutz in KI.

Apple Intelligence vs.  EU Datenschutzrecht

Aktuell ist Apple Intelligence für iPads und iPhones nur außerhalb der EU verfügbar. Grund dafür sind die Einhaltung von Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), des Digital Market Act (DMA) und bald der KI-VO. Diese fordern von Unternehmen, personenbezogene Daten zu schützen und klare Transparenz sowie Zweckbindung der Verarbeitung. Dabei dürfen die erhobenen Daten nur für den Zweck verwendet werden, für den sie erhoben wurden. Ansonsten ist eine erneute Einwilligung des Nutzers erforderlich.

Eine automatische Aktivierung von Apple Intellignce mit Opt-Out Funktion steht da den Datenschutzgrundsätzen entgegen. Insgesamt stehen die Vorschriften im Widerspruch zur Natur künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen. Gerade wenn wie bei Apple die Informationen von vielen Schnittstellen des Geräts, Mails, Nachrichten, Suchanfragen, Kalendereinträgen usw. miteinander verarbeitet und in Zusammenhang verarbeitet werden. Nach den bisherigen Veröffentlichungen zufolge will Apple mithilfe von on-device processing und dem obig vorgestellten Private Cloud Compute den Anforderungen gerecht werden. Ob das ausreicht oder noch zusätzliche Anpassungen oder gar Nutzungsbeschränkungen für den europäischen Markt folgen bleibt abzuwarten.

Fazit

Wie die verzögerte Einführung von Apple Intelligence in der EU verdeutlicht, stellen die DSGVO und die datenschutzrechtlich konforme Zweckbindung und Transparenz der KI-Anwendungen eine Herausforderung für Apple dar. Auch wenn Apple Intelligence im Vergleich zu anderen Sprachmodellen und KI-Anwendungen durch die vorrangige lokale Verarbeitung als risikoärmer eingeschätzt werden kann, bleibt eine Cloud-Verarbeitung im Regelfall nicht aus. Für alle Tech-Unternehmen unterstreicht Apples Hürdenlauf die wachsende Spannung zwischen technologischer Innovation und der Einhaltung gesetzlicher Vorschriften.  Für Verbraucher und Nutzer sollten im Hinterkopf behalten, dass Apple zwar großen Wert auf Datenschutz legt. Aber der Verbraucher trägt immer noch die Hauptverantwortung für die eigene Datensicherheit.