AI Continent Action Plan: Die Strategie für Europas KI-Zukunft

14. Mai 2025

AI Continent Action Plan: EU-Kommission präsentiert Strategie für Europas KI-ZukunftDie Europäische Kommission hat am 09.04.2025 mit dem AI Continent Action Plan einen umfassenden Fahrplan für die kommende Legislaturperiode in den Bereichen KI, Cloud-Technologie und Datenpolitik vorgelegt. Das übergeordnete Ziel dieser ehrgeizigen Initiative ist es, die EU international im Bereich der KI-Technologie wettbewerbsfähig zu machen. Der Plan soll Europas starke traditionelle Industrien und sein Talentpotenzial in leistungsstarke Motoren für KI-Innovation und -Beschleunigung verwandeln. Obwohl der Plan auf KI ausgerichtet ist, umfasst er deutlich breitere Inhalte. Der Aktionsplan gliedert sich in fünf strategische Bereiche.

Die fünf strategischen Säulen des Aktionsplans

Der AI Continent Action Plan (Factsheet) basiert auf fünf zentralen Säulen, die als strategische Bereiche identifiziert wurden. Diese sind: Stärkung der Recheninfrastruktur (Computing infrastructure), Verbesserung des Datenzugangs (Data), Förderung von Kompetenzen und Talenten (Skills), Entwicklung von Algorithmen und deren Anwendung (Development of algorithms and adoption), sowie die Vereinfachung von Regularien (Simplify rules).

Stärkung der Recheninfrastruktur durch den Cloud & AI Development Act und KI-Fabriken

Ein wesentlicher Bestandteil des Aktionsplans zur Stärkung der Recheninfrastruktur ist der geplante Cloud & AI Development Act. Dieser Rechtsakt soll bessere Bedingungen für Rechenzentren schaffen und zielt darauf ab, die Forschung in hochgradig nachhaltiger Infrastruktur anzukurbeln. Zudem soll das Gesetz Investitionen fördern. Ein konkretes Ziel ist die Verdreifachung der Rechenzentrumskapazität in der EU. Innerhalb der nächsten fünf bis sieben Jahre soll es zu einer Verdreifachung kommen, wobei hochgradig nachhaltige Rechenzentren priorisiert werden sollen. Der Act soll private Investitionen in Cloud-Kapazitäten und Rechenzentren stimulieren. Als Teil der Infrastruktur werden auch AI Factories und AI Gigafactories etabliert. AI Factories sollen AI-Modelle trainieren und verfeinern und werden bereits rund um Supercomputer in Europa eingesetzt. AI Gigafactories, die viermal leistungsfähiger sein sollen als AI Factories, zielen darauf ab, komplexe AI-Modelle in beispiellosem Umfang zu trainieren und zu entwickeln. Über die Initiative InvestAI sollen 20 Milliarden Euro für bis zu fünf AI Gigafactories mobilisiert werden.

Verbesserter Datenzugang durch die Data Union Strategy

Um KI-Innovationen zu fördern, ist der Zugang zu großen Mengen qualitativ hochwertiger Daten entscheidend. Hier setzt die angekündigte Data Union Strategy an. Sie soll Daten für KI zugänglich machen und darauf abzielen, den Datenzugang für Unternehmen und Verwaltungen zu verbessern sowie Datenregeln zu vereinfachen. Langfristig soll damit ein echter Binnenmarkt für Daten geschaffen werden, der die Skalierung von KI-Lösungen ermöglicht. Ein Element dieser Strategie sind Data Labs in den AI Factories, die hochwertige Daten aus verschiedenen Quellen sammeln und kuratieren sollen.

Förderung von KI-Kompetenzen mit der AI Skills Academy

Die Stärkung von KI-Kompetenzen und Talenten ist ein weiterer strategischer Bereich. Die Kommission kündigt hierfür eine AI Skills Academy an. Diese Akademie soll die Kenntnisse rund um KI fördern, die Übernahme von KI-Fähigkeiten ankurbeln und die Umschulung unterstützen. Vorgesehen sind Bildungs- und Trainingsprogramme zu KI und generativer KI, ein Pilotprojekt für einen auf generative KI fokussierten Studiengang, sowie Initiativen wie der Talent Pool und AI Fellowships.

Beschleunigung der KI-Anwendung mit der Apply AI Strategy

Trotz des Potenzials von KI haben bisher nur 13,5 % der Unternehmen in der EU KI eingeführt. Um die KI-Anwendung in strategischen EU-Sektoren zu beschleunigen, kündigt die Kommission die Apply AI Strategy an. Im Rahmen dieser Strategie wird auch eine Konsultation eröffnet, die sich unter anderem mit den Herausforderungen befasst, denen Unternehmen bei der Umsetzung der KI-Verordnung gegenüberstehen. Ziel ist es, Unternehmen und öffentliche Verwaltungen bei der Entwicklung und Bereitstellung vielversprechender KI-Lösungen zu unterstützen.

Unterstützung durch AI Act Service Desk

Die KI-Verordnung, die am 1. August 2024 in Kraft getreten ist, soll das Vertrauen der Bürger in die Technologie stärken und Investoren und Unternehmern Rechtssicherheit geben. Um praktikable Regularien zu fördern und Unternehmen bei der Einhaltung der KI-Verordnung zu unterstützen, richtet die EU-Kommission das AI Act Service Desk ein. Dieses soll als zentrale Informationsstelle dienen, kostenlose, maßgeschneiderte Werkzeuge und Beratung bereitstellen und es Unternehmen ermöglichen, spezifische Antworten auf ihre Fragen zu erhalten.

Begleitende Öffentliche Konsultationen

Zur weiteren Ausgestaltung der Initiativen im AI Continent Action Plan hat die Kommission mehrere öffentliche Konsultationen eröffnet. Konsultationen zum Cloud and AI Development Act und zur Apply AI Strategy laufen bis zum 4. Juni 2025. Eine dritte öffentliche Konsultation zur Data Union Strategy soll zudem im Mai gestartet werden.

Fazit

Der AI Continent Action Plan markiert einen entscheidenden Schritt der EU-Kommission, Europa als führenden Akteur im globalen KI-Wettbewerb zu positionieren. Die vorgestellten Maßnahmen reichen von der fundamentalen Infrastrukturförderung über Datenzugang und Kompetenzaufbau bis hin zur praktischen Anwendung und regulatorischen Unterstützung. Für Unternehmen und Behörden ergeben sich hieraus insbesondere Chancen. Die geplanten Investitionen in Rechenzentren und KI-Fabriken könnten neue Infrastrukturmöglichkeiten schaffen. Die Data Union Strategy deutet auf zukünftige Entwicklungen im Datenzugang hin, die für datengetriebene KI-Anwendungen relevant sein können. Die Apply AI Strategy und die AI Skills Academy bieten Ansatzpunkte für die strategische Ausrichtung und Personalentwicklung. Nicht zuletzt unterstreicht der AI Act Service Desk die Bedeutung der regulatorischen Compliance, die durch die bereits in Teilen in Kraft getretenen KI-Verordnung vorgegeben wird.

Für alle Akteure im KI-Umfeld ist es ratsam, die weiteren Entwicklungen aufmerksam zu verfolgen, die Konsultationsmöglichkeiten zu nutzen und sich auf die kommenden Rahmenbedingungen in den Bereichen Infrastruktur, Daten und Regulierung einzustellen. Die KINAST KI-Experten begleiten Sie gerne bei der rechtlichen Einordnung und Umsetzung dieser Entwicklungen.