IoT sicher nutzen: BSI-Empfehlungen für Smart Home und Industrie
In einer vernetzten Welt sind smarte Geräte allgegenwärtig – vom Smart-TV im Wohnzimmer bis zum Industrieroboter in der Fabrik. Das Internet der Dinge (IoT) verspricht Komfort und Effizienz, bringt aber auch Sicherheitsrisiken. Wir zeigen anhand von zwei Beispielen, wie Verbraucher und Unternehmen IoT-Geräte sicher nutzen können – mit den Empfehlungen des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI).
Beispiel 1: Der Smart TV im Privathaushalt
Moderne Smart-TVs sind längst mehr als reine Fernseher – sie bieten Internetzugang, Streaming, App-Nutzung und surfen im Netz. Doch diese Funktionen machen sie auch anfällig für Cyberangriffe, insbesondere wenn Sicherheitsupdates ausbleiben. Hacker könnten Schwachstellen ausnutzen, um Schadsoftware zu installieren oder persönliche Daten auszuspähen – bis hin zur Einbindung in Botnetze.
So kündigten aktuell LG Ad Solutions und Zenapse in einer Pressemitteilung eine Partnerschaft für datenbasierte Nutzung an. Mittels KI und psychographischer Analyse sollen über LGs Smart TVs personalisiert zugeschnittene Werbung ausgeliefert werden, die auf der Erkennung von Emotionen und Nutzerverhalten basieren. Hierbei kommen Technologien wie ZenVision zum Einsatz, die Zuschauer in Zielgruppen wie etwa „zielorientierte Leistungsträger“ einteilen.
Empfehlungen des BSI für Verbraucher
Angesichts solcher Entwicklungen sind Sicherheitsmaßnahmen essenziell. Das BSI empfiehlt bei IoT-Geräten, regelmäßig Software-Updates durchzuführen, voreingestellte Passwörter zu ändern und starke Zugangsdaten zu verwenden. Heimnetzwerke sollten mit Firewalls geschützt, unnötige Dienste wie Universal Plug and Play (automatisierter Internetzugang von IoT, UPnP) deaktiviert und smarte Geräte – wenn möglich – in separaten Netzwerken betrieben werden. Ebenso wichtig ist verschlüsselte Datenübertragung, der bewusste Umgang mit sensiblen Funktionen wie Mikrofon und Kamera sowie eine kritische Prüfung installierter Apps. Vor Weitergabe oder Entsorgung sollten alle persönlichen Daten vollständig gelöscht werden. Durch einen informierten und vorsichtigen Umgang lässt sich so der Komfort smarter Technik sicher nutzen – ohne dabei unnötige Risiken einzugehen.
Beispiel 2: IoT in Unternehmen & Industrie via Predictive Maintenance
Während Smarthome-Geräte den Alltag von Verbrauchern bereichern, nutzen Unternehmen IoT-Geräte zur Optimierung ihrer Prozesse und zur Erschließung neuer Effizienzpotenziale. Ein zentraler Anwendungsfall im industriellen IoT ist die Predictive Maintenance (PM). Darunter ist die vorausschauende Instandhaltung zu verstehen bei dem Unternehmen mithilfe von Sensordaten und intelligenter Datenanalyse Maschinenausfälle vermeiden und Wartung effizienter gestalten. Die Methode basiert auf der kontinuierlichen Erfassung und Verarbeitung von Maschinendaten sowie der Vorhersage der verbleibenden Nutzungsdauer einzelner Komponenten. Prognosen werden dabei entweder durch Expertenmodelle, mathematische Verfahren oder sehr oft Künstliche Intelligenz (KI) oder genauer gesagt Machine Learning (ML)-Verfahren erstellt und regelmäßig mit neuen Daten aktualisiert.
Das PM wird dabei regelmäßig mittels Edge Computing umgesetzt. Hierbei wird das zugrunde liegende Modell meist in der Cloud entwickelt, die Auswertung der Sensordaten erfolgt jedoch zunehmend auf sogenannten Edge-Ebenen, also nahe der Maschine. Das reduziert Latenzen, ermöglicht schnellere Reaktionen und verbessert die Effizienz des Systems. In einem Fertigungsunternehmen mit hohem Kostenrisiko bei Produktionsausfällen können so vernetzte Roboter kontinuierlich Sensordaten zur Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder Vibration lokal verarbeiten und auswerten. Im Zweiten Schritt dann zur Modellaktualisierung in die Cloud übertragen.
Risiken für Unternehmen
Allerdings bringt diese komplexe Vernetzung neue Sicherheitsrisiken mit sich. Angriffe können sowohl von außen erfolgen – etwa durch das Einschleusen manipulierter Sensordaten zur Irreführung des Modells – als auch von innen, etwa durch sabotierende Mitarbeiter. Die Konsequenzen reichen von unerwarteten Maschinenausfällen bis hin zur gezielten Modellverfälschung (Data Poisoning), die langfristig das gesamte System beeinträchtigen kann.
Empfehlungen des BSI für Unternehmen
Das BSI empfiehlt daher Unternehmen ein umfassendes Sicherheitskonzept. Zugangskontrollen und Berechtigungsmanagement nach dem Zero-Trust-Prinzip, lückenlose Protokollierung, Signierung der Sensordaten, sorgfältige Anbieterauswahl für robuste ML-Modelle sowie regelmäßige Backups. Zudem sollten Unternehmen ihre Mitarbeitenden schulen (KI-Kompetenz) und ein konsequentes Asset-Management betreiben, das auch schnelle Sicherheitsupdates sicherstellt. Unternehmen tragen die Verantwortung für den Schutz ihrer Daten und Prozesse – auch bei externer Dienstnutzung. Nur Unternehmen, die IoT-Technologien informiert und vorausschauend einsetzen, können die Vorteile dauerhaft und sicher nutzen.
Fazit
Ob im Wohnzimmer oder in der Produktionshalle – vernetzte IoT-Geräte schaffen Komfort und Effizienz, bringen jedoch auch erhebliche Datenschutz- und Sicherheitsrisiken mit sich. Die Empfehlungen des BSI bieten einen praxisnahen Leitfaden, um diese Risiken wirksam zu minimieren: von der Auswahl und sicheren Konfiguration der Geräte über regelmäßige Updates bis hin zum bewussten Umgang mit gesammelten Daten.
Insbesondere für Unternehmen gilt: Sicherheit braucht Planung, klare Zuständigkeiten mit Dienstleistern und konsequente Schutzmaßnahmen entlang der gesamten IoT-Infrastruktur. Nur wer Risiken frühzeitig adressiert und Verantwortung übernimmt, kann das Potenzial smarter Technologien sicher und nachhaltig nutzen.