Datenschutzbeschwerde wegen Microtargeting gegen politische Parteien

23. März 2023

Die österreichische Organisation „None of your business“ (noyb) reichte diese Woche mehrere Beschwerden gegen deutsche Parteien bei der Berliner Beauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit ein. Grund für die Beschwerden sei, dass die Parteien während des Bundestagswahlkampfes 2021 das sog. Microtargeting auf der Social-Media-Plattform „Facebook“ einsetzten, um Wählerstimmen zu gewinnen.

Recherchen des ZDF Magazin

In einem am 24.September 2021 veröffentlichten Beitrag befasste sich das ZDF Magazin Royale mit den Ergebnissen seiner Recherche zum Thema Microtargeting. Diese stammten aus einer Zusammenarbeit mit der Transparenzinitiative „Who Targets Me“.  Im April 2024 hatte das ZDF Magazin Royale seine Zuschauer dazu aufgerufen bei den Recherchen behilflich zu sein. Dafür sollten die Zuschauer eine Browser-Erweiterung installieren über die ausgelesen und gespeichert werden konnte, ob bei dem Besuch der Webseite Facebook Microtargeting erfolgt. Im Ergebnis konnte analysiert werden, dass alle größeren politischen Parteien Microtargeting auf Facebook betreiben.

Was ist Microtargeting?

Nach den Recherchen des ZDF Magazin Royals werde Microtargeting im Rahmen des Wahlkampfes eingesetzt, um zielgerichtete Werbung schalten zu können. Zu diesem Zwecke sammle und analysiere Facebook die Daten und das Verhalten seiner Nutzer. Die Beschwerdeführende Organisation noyb betonte, dass unklar sei, wie Facebook den Parteien Microtargeting ermögliche. Im Ergebnisse zeige Facebook jedem Nutzer individualisierte Wahlwerbung an. Allerdings richte sich diese Werbung nach den Interessen des Nutzern. Demnach könne eine Partei mit zwei verschiedenen Wahlversprechen, die sich schlichtweg unterschieden auf Facebook vertreten sein.

Beschwerden durch noyb

Nach Ausstrahlung des Beitrags, sei eine Vielzahl an Personen bereit gewesen der Organisation ihre Daten zu überlassen. Auf diese Weise sei es noyb möglich gewesen die Daten nach Verstößen gegen die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) zu untersuchen. Einen Verstoß gegen die DSGVO sah noyb in der versteckten Auswertung politischer Ansichten durch Facebook und durch die Parteien. Besonders problematisch an der Auswertung sei, dass politische Ansichten personenbezogene Daten besonderer Kategorie gemäß Art. 9 DSGVO seien. Ihre Verarbeitung werde nach der DSGVO grundsätzlich untersagt. Außerdem können Parteien durch die individualisierte Wahlwerbung ihre Wähler manipulieren.

Fazit

Folglich erhob noyb Beschwerde gegen die AFD, das Bündnis 90/die Grünen, die CDU, die Linke, die SPD und die Ökologisch-Demokratische Partei. Die Organisation betonte die Gefahren, die Microtargeting beinhalte. Die Parteien beeinflussten das Meinungsbild ihrer Wähler mit unlauteren Mitteln.