Amazon will Alexa-Aufnahmen in der Cloud speichern

20. März 2025

Amazon hat angekündigt, dass es Alexa-Aufnahmen ab dem 28.03.2025 nicht mehr lokal verarbeiten, sondern zwingend in der Cloud speichern und analysieren will. Dies betrifft alle Anfragen, die Nutzer über Echo-Lautsprecher an Alexa richten. Die Begründung des Konzerns: Generative KI-Funktionen, die auf Amazon Web Services (AWS) basieren, erfordern eine zentrale Verarbeitung. Aus datenschutzrechtlicher Sicht kann dies den Schutz der Privatsphäre der Nutzer weiter schwächen.

Amazons neue Strategie: Mehr KI, weniger Datenschutz?

Amazon begründet die Umstellung mit der Einführung von Alexa+, einer neuen Generation des Sprachassistenten, die auf generativer KI basiert. Die zugrunde liegenden Modelle, darunter die selbst entwickelte Nova sowie Claude von Anthropic, sollen Alexa intelligenter und leistungsfähiger machen. Doch dieser Fortschritt kommt mit einem Preis: Nutzer sollen laut eines Berichts von Ars Technica eine E-Mail erhalten haben, laut der sie nicht mehr verhindern können, dass ihre Sprachaufnahmen zur Speicherung und Analyse in der Cloud landen.

Bislang bot Amazon die Möglichkeit, Sprachaufzeichnungen lokal zu verarbeiten und nicht an die Cloud zu senden. Doch diese Option will der Tech-Gigant streichen. In der E-Mail seien gezielt Nutzer angesprochen worden, die ihre Datenschutzeinstellungen auf „Keine Sprachaufzeichnungen senden“ konfiguriert haben. Gewisse Features sollen nur mit der Cloud-Speicherung verfügbar sein.

Datenschutzrechtliche Risiken von Sprachassistenten

Gegenüber Sprachassistenten existiert schon lange aus datenschutzrechtlicher Sicht Kritik. Unterstützungen wie Siri, Alexa oder Google Assistent verarbeiten personenbezogene Daten in großem Umfang. Gerade beim Einsatz im Alltag können sie privateste Informationen sammeln und auswerten, was ein enormes Missbrauchspotential darstellt. Die Verarbeitung von Gesprächen, die intime Details enthalten, berührt den Kernbereich privater Lebensgestaltung. Deshalb sind hier besonders strenge Anforderungen an die Verarbeitung und Speicherung von Daten zu stellen.

Das Risiko verdeutlichen zum Beispiel Medienberichten von 2019 laut denen Amazon-Mitarbeiter Aufzeichnungen von Alexa täglich abgehört haben sollen, um die virtuelle Assistenz zu verbessern. Eine Aufklärung hierüber soll nicht stattgefunden haben. Im gleichen Jahr sorgte auch ein Whistleblower für Schlagzeilen, indem er über lockere Datenschutzpraktiken bei der Analyse von Siri-Audiomitschnitten berichtete. Mitarbeiter von Subunternehmen sollen sich auch teils ungewollte Aufnahmen systematisch angehört haben. Eine darauffolgende Sammelklage legte Apple erst vor wenigen Monaten bei.

IoT und der gläserne Haushalt

Amazons neue Alexa-Politik ist Teil eines größeren Trends: Das Internet of Things (IoT) vernetzt immer mehr Geräte, wodurch die Menge an gesammelten Daten exponentiell wächst. Alexa ist längst nicht mehr nur ein digitaler Assistent, sondern ein zentrales Element eines Ökosystems aus smarten Geräten. Dazu gehören smarte Türklingeln (z. B. Ring), die Videomaterial aus Wohngebieten erfassen und zur Überwachung genutzt werden können, und Roboter-Staubsauger (z. B. Roomba), die wertvolle Daten über Wohnverhältnisse liefern können. Auch Smart-Home-Geräte wie Thermostate oder Lampen können mit vielen anderen Geräten kommunizieren und auch an Alexa und Amazon Daten senden. Diese Vernetzung schafft einen gläsernen Haushalt, in dem Unternehmen immer detailliertere Nutzerprofile erstellen können. Die nun verpflichtende Cloud-Speicherung von Alexa-Sprachaufnahmen ist ein weiterer Schritt in diese Richtung.

Reaktion von Amazon

Amazon soll in der E-Mail darauf hingewiesen haben, dass Alexa-Anfragen nach der Verarbeitung gelöscht werden und verschlüsselt sind. Außerdem seien die Zentralenrechner mit besonderen Sicherheitsmechanismen versehen. Im Übrigen könnten weiterhin verschiedene Datenschutzkonfigurationen online im Alexa-Privacy-Dashboard eingestellt werden. Gegenüber heise online soll mittlerweile ein Amazon-Sprecher außerdem ausgesagt haben, dass weiterhin die Möglichkeit bestehe sich vollständig gegen eine Sprachaufzeichnung zu entscheiden.

Fazit

Dass Amazon ab Ende März Alexa-Aufnahmen in der Cloud speichern will, passt zum aktuellen Trend, Datenschutz aufgrund von KI-Training zu reduzieren. Insofern bleibt der Schutz der Privatsphäre hinter technischen Innovationen zurück. Die Verknüpfung mit generativer KI macht Alexa zwar leistungsfähiger, könnte aber Nutzer in ein System zwingen, das keine vollständige Kontrolle über die eigenen Daten erlaubt. Besonders im Kontext des Internet of Things bedeutet dies eine zunehmende Durchlässigkeit privater Räume für Unternehmen. Datenschützer und Regulierungsbehörden sollten die Entwicklung genau beobachten, um sicherzustellen, dass grundlegende Datenschutzrechte nicht zugunsten von KI-Funktionalitäten geopfert werden.