Schlagwort: Dokumentation des Impfstatus

100 Euro Schadensersatz für Datenpanne im Impfzentrum

21. Februar 2023

Am 20. Januar 2023 erließ das Oberlandesgericht Hamm ein Urteil zugunsten eines Klägers über 100 Euro Schadensersatz i.S.v. Art. 82 Abs. 1 Alt. 2 DSGVO. 

Sachverhalt 

Im August 2021 kam es im Impfzentrum der Stadt Essen zu einem menschlichen Fehler, von jedoch großem datenschutzrechtlichem Ausmaß. Anstelle einer E-Mail zur Terminverschiebung der Impfung wurden Excel-Tabellen mit Daten der besonderen Kategorien von mehr als 13.000 Essener Bürgerinnen und Bürgern  verschickt. Rund 1.200 Essener sollen auf diesem Weg statt eines neuen Termins sensible Gesundheitsinformationen von ihren Mitbürgern erhalten haben.  Neben der Information, wann wer mit welchem Impfstoff geimpft werden sollte, wurden auch Adressen und Telefonnummern preisgegeben.  

Entscheidung des Gerichts 

Die Berufung des Klägers gegen das am 02.06.2022 verkündete Urteil der 1. Zivilkammer des Landgerichts Essen wies das Oberlandesgericht Essen zurück. Das Gericht kam in seinem Urteil zu dem Ergebnis, dass der Fehlversand der Excel-Tabellen einen Verstoß gegen datenschutzrechtliche Vorgaben darstelle. Neben einem Verstoß gegen die Grundsätze der Datenverarbeitung i.S.v. Art. 5 DSGVO liege auch ein Verstoß gegen den Schutz von besonderen Kategorien personenbezogener Daten nach Art. 9 DSGVO vor. Die Stiftung Datenschutz berichtet, dass das Oberlandesgericht Hamm einen Verstoß gegen die Verpflichtung zu technischen und organisatorischen Maßnahmen zur Datensicherheit offenließe. Dies hatte die Vorinstanz allerdings bejaht. Das OLG Hamm lehnt eine Bagatellgrenze beim Schmerzensgeld ab und betont die Genugtuungsfunktion des Schmerzensgeldanspruchs sowie dessen generalpräventive Wirkung zur Rechtfertigung der Höhe des Schmerzensgeldes. 

Fazit  

Selbst das höchste Maß technisch-organisatorischer Maßnahmen kann Bedienfehler menschlicher Natur nicht immer ausschließen. Obwohl es sich im beschriebenen Sachverhalt um einen Verstoß gegen die Grundsätze der Verarbeitung personenbezogener Daten handelt und auch Gesundheitsdaten betroffen sind, lässt das Oberlandesgericht Hamm das Bußgeld durchaus milde, aber verhältnismäßig sowie abschreckend ausfallen. Dennoch sollten Verantwortliche sowie Auftragsverarbeiter die Mitarbeitenden , welche sich mit personenbezogenen Daten auseinandersetzen, umfangreich schulen. Ein gut geschultes Bewusstsein für Fehlerquellen kann langfristig die Häufigkeit von Datenschutzvorfällen schmälern. 

Schulen dürfen den Impfstatus von Schülerinnen und Schülern häufig nicht erheben

9. Dezember 2021

Seit den Änderungen des Infektionsschutzgesetzes (IfSG), die seit dem 24. November deutschlandweit gelten, dürfen Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber den Impfstatus ihrer Beschäftigten abfragen und sind zur Kontrolle und Dokumentation des jeweiligen “G-Status” ihrer Mitarbeitenden verpflichtet. Mit der Aktualisierung des IfSG hat der Gesetzgeber die von Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern lang ersehnte Rechtsgrundlage für eine solche Abfrage und Dokumentation geschaffen.

Eine bundesweit einheitliche Rechtsgrundlage für die Abfrage und Dokumentation des Impfstatus von Schülerinnen und Schülern fehlt jedoch auch nach den Neuerungen des IfSG. Zwar dürfen Schulen den Impf-, Genesenen- oder Teststatus ihrer Lehrkräfte und Beschäftigten abfragen und dokumentieren. Den “G-Status” von Schülerinnen und Schülern dürfen Schulen hingegen nur dann erheben, wenn die jeweiligen landesrechtlichen Regelungen eine entsprechende Rechtsgrundlage dafür vorsehen. Dies ist in einigen Bundesländern bereits der Fall und die Landesverordnungen sehen solche Regelungen grundsätzlich vor, so z.B. in NRW. In Hessen hingegen fehlt eine solche Rechtsgrundlage.

Die hessischen Corona-Schutzverordnung, die zwar explizit die Abfrage dieser Gesundheitsdaten vorsieht, enthält keine Rechtsgrundlage für die Dokumentation, d.h. Speicherung dieser Daten in einer Liste oder digitalen Datei. Die damit einhergehenden Probleme hat der Hessische Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit (HBDI) in einer Stellungnahme vom 30.11.2021 verdeutlicht. Diese ergeben sich, so der Hessische Datenschutzbeauftragte insbesondere daraus, dass an den Schulen nach der Landesverordnung einerseits eine Testpflicht bestehe, um am Unterricht teilnehmen zu können, andererseits viele Schülerinnen und Schüler aber bereits über einen Impfnachweis verfügten, seitdem die STIKO im Sommer ihre Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren ausgesprochen hat. In diesen Fällen bestehe nach der derzeitigen Regelung in Hessen nicht die Möglichkeit, einen von den Schülerinnen und Schülern freiwillig vorgezeigten Impfausweis zu dokumentieren. Damit müssten die Schulen, sollte ein Impfausweis beispielsweise vergessen werden, auch trotz Impfung einen Test bei den betroffenen Schülern durchführen. Eine Möglichkeit für Schulen, die erneute Vorlage des Impfausweises zu vermeiden, besteht nach derzeitigen Regelungen in Hessen somit nicht.

Der HBDI ist bereits an das Hessische Kultusministerium herangetreten und hat empfohlen, eine entsprechende Lösung für dieses Problem zu finden. Es bleibt daher abzuwarten, wann diese umgesetzt wird und ob auch hier eine bundeseinheitliche Regelung getroffen wird.