Apple feat. ChatGPT: Datenschutz- und Wettbewerbsbedenken
Apple hat vor Kurzem die Einarbeitung von ChatGPT in Apples bestehende Betriebssysteme angekündigt. Laut Expertenmeinungen ruft die Kooperation von Apple und ChatGPT Datenschutz- und Wettbewerbsbedenken auf. Die Entwicklung könnte Auswirkungen auf den Umgang mit Nutzerdaten und den Wettbewerb im Technologiemarkt haben.
Die Integration von ChatGPT in Apple-Produkte
Die Partnerschaft zwischen Apple und OpenAI wurde am 08.06.2024 auf der Worldwide Developer Conference 2024 vorgestellt. In diesem Zusammenhang plant Apple, ChatGPT in seine Betriebssysteme für iPhones, iPads und Mac-Computer zu integrieren. Durch die Neuerungen sollen Nutzer zukünftig das aktuell kostenpflichtige ChatGPT-40 ohne Zahlung und ohne Erstellung eines Kontos nutzen können. Dies soll Anwendungen, wie die virtuelle Assistenz und Schreibwerkzeuge optimieren. Siri könne zum Beispiel künftig auf ChatGPT zugreifen, um genauere und kontextbezogenere Antworten zu liefern.
Hohe Datenschutzstandards bei Apple
ChatGPT sieht sich regelmäßig mit Datenschutzvorwürfen konfrontiert. Erst Ende April hatte die Bürgerrechtsorganisation noyb eine Datenschutzbeschwerde gegen OpenAI eingereicht. Apple ist hingegen eher für seine hohen Standards bezüglich der Wahrung von Privatsphäre bekannt. Laut eines Beitrags von Bloomberg habe sich Apple deshalb auch gegen eine Integration des KI-Chatbots von Meta entschieden.
Datenschutzfragen bei der Zusammenarbeit mit OpenAI
Apple betont in einer Pressemitteilung vom 10.06.2024 direkt im ersten Satz, dass man einen „neuen Standard für Privatsphäre“ setzen wolle. Die Integration von ChatGPT beeinträchtige den Datenschutz der Nutzer nicht. OpenAI speichere keine Benutzeranfragen und pseudonymisiere die IP-Adressen. Vor der Übertragung von personenbezogenen Daten an Apple würde eine Einwilligung eingeholt.
Solche Vorgehensweisen würden jedoch teilweise Graubereiche darstellen, wie Arnav Joshi, Senior Technology Anwalt bei Clifford Chance, laut Euractive erkläre. Teilweise sei die Einholung einer Einwilligung nach der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) nicht zwangsläufig die beste Lösung. Daniel Leufer, Senior Policy Analyst bei Access Now, behaupte sogar, dass Apple von seinen hohen Privatsphäre-Standards wegdrifte.
Wettbewerbsbedenken: Zusammenarbeit und Drittanbieter-Apps
Die Integration von ChatGPT in Apples Systeme hat laut Euractiv auch das Potenzial, den Wettbewerb erheblich zu beeinflussen. Dabei ginge es vor allem um das Spannungsfeld mit anderen Wettbewerbern, die ebenfalls mit OpenAI kooperieren. Vergleichbare Partnerschaften mit KI-Start-Ups stehen schon unter Beobachtung. Bei Microsoft prüft die EU-Kommission beispielsweise, ob die Zusammenarbeit mit OpenAI wettbewerbswidrig ist, auch wenn sie nicht unter die bestehenden Fusionsregeln fällt.
Ein weiteres Problem könne laut Aussage von Lazar Radic, Senior Scholar für Wettbewerbspolitik am „International Center for Law & Economics“, gegenüber Euractiv die potenzielle Absprache zwischen Wettbewerbern sein, die ebenfalls Partnerschaften mit OpenAI haben. Dies könnte zu einem Austausch sensibler Informationen führen, die den Wettbewerb verzerren könnten. Zudem dürfte auch die Nutzung von Drittanbieter-Apps nicht beeinträchtigt sein.
Hindernis: Digital Markets Act
Nun hat Apple laut heise online am 21.06.2024 auch angekündigt, dass man aufgrund des Digital Markets Act (DMA) verschiedene KI-Funktionen vorerst in der EU nicht ausspielen könne. Gerade die Interoperabilitätsregeln stellten besondere Hürden dar. Bei Beachtung dieser könne laut einer Stellungnahme gegebenenfalls Datenschutz und Sicherheit nicht gewahrt werden.
Stellungnahme der EU-Kommission
Auf eine Nachfrage von Euractive auf einer Pressekonferenz zu Apples KI-Plänen am 11.06.2024 erklärte eine Sprecherin der EU-Kommission, dass im Zweifel die Regelungen des DMA flexibel und anpassungsfähig seien. Auf Anfragen von Euractiv gegenüber Apple, Open AI und verschiedenen Kartellämtern sei bislang keine Rückmeldung gekommen.
Fazit
Die Zusammenarbeit von Apple mit ChatGPT ruft verschiedene Datenschutz- und Wettbewerbsbedenken hervor. Während Apple betont, dass der Datenschutz der Nutzer gewahrt bleibe, eröffnen sich trotzdem verschiedene Fragen bezüglich der tatsächlichen Einhaltung der Datenschutzbestimmungen. Auch die Auswirkungen auf den Wettbewerb dürfen nicht unterschätzt werden. Die kommenden Monate werden zeigen, wie Apple und OpenAI auf diese Herausforderungen reagieren und welche Maßnahmen sie ergreifen werden, um den hohen Anforderungen an Datenschutz und fairen Wettbewerb gerecht zu werden.