Datenschutzpraktiken der Automobilindustrie in den USA

13. September 2023

Die Mozilla Foundation hat im Rahmen ihres Programms “Privacy not included” die Datenschutzbestimmungen von 25 Automobilherstellern in den USA unter die Lupe genommen. Das Ergebnis ist schockierend: Keine der untersuchten Automarken erfüllte die Standards des Datenschutzes. Die Datenschutzregelungen erlauben eine umfangreiche Datensammlung, die sogar über das hinausgeht, was bei Mobil-Apps, Smart-Home-Assistenzsystemen oder Smartphones erlaubt ist. Die Untersuchung deckte auch unklare Datenschutzbestimmungen auf und zeigte, dass den Verbrauchern kaum Möglichkeiten zum Widerspruch geboten werden.

Autos als Datenschleudern

Die Vorstellung vom Auto als einem privaten Raum, in dem die persönliche Privatsphäre geschützt ist, entspricht nicht mehr der Realität. Die heutigen Fahrzeuge sind regelrechte Datensammelmaschinen, die enorme Mengen an persönlichen Informationen sammeln, ohne ausreichende Schutzmaßnahmen zu bieten. Dies ist das Ergebnis der Untersuchung der Mozilla Foundation im Rahmen ihres “Privacy not included”-Programms.

Weitergabe persönlicher Daten an Dritte

Die Erkenntnis der Untersuchung ist, dass 84 Prozent der Autohersteller angeben, dass sie persönliche Daten sammeln dürfen, und mehr als drei Viertel von ihnen erlauben sich auch den Verkauf dieser Daten. Über die Hälfte der Datenschutzbestimmungen erlaubt die Weitergabe persönlicher Daten auf Anfrage von Ermittlungsbehörden. Bei einigen Unternehmen sind die Formulierungen so vage, dass jede Behördenanfrage beantwortet werden kann, unabhängig davon, ob sie legal oder illegal ist.

Umfang der gesammelten Daten

Die gesammelten Daten umfassen Informationen über die Fahrzeugnutzung, wie etwa Geschwindigkeit, Fahrtrouten und Fahrverhalten. Einige Autos zeichnen sogar die Umgebung mit Kameras auf. Doch die Datenschutzbestimmungen gehen noch weiter und erlauben die Erfassung sensibler Informationen wie “sexuelle Aktivität”, “religiöser Anschauungen” und sogar “genetischer Informationen”.

Verlust der Kontrolle über die eigenen Daten

Die Mehrheit der Autohersteller ermöglicht es den Verbrauchern nicht, ihre eigenen Daten zu löschen oder die Verwendung zu beschränken. Lediglich bei zwei der untersuchten Marken können die Kunden ihre Daten selbst verwalten. Die deutschen Datenschutzbestimmungen der Autohersteller wurden in der Studie nicht berücksichtigt, aber es ist anzunehmen, dass auch hier erhebliche Mengen an Daten in modernen Fahrzeugen gesammelt werden.

Forderungen nach mehr Datenschutz

In Deutschland gewinnt das Thema Datenschutz im Zusammenhang mit vernetztem Fahren an Bedeutung. Eine Umfrage des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) ergab, dass fast drei Viertel der Befragten das Recht haben möchten, selbst zu entscheiden, welche Daten von Fahrzeugherstellern und anderen Unternehmen verarbeitet werden dürfen. Die Mehrheit der Befragten möchte zudem, dass eine unabhängige Stelle die Datenweitergabe überwacht.