Innovationsfreundliche KI-Regeln

19. Oktober 2023

Die Planung von Regulierungen für künstliche Intelligenz (KI) müsse innovationsorientiert bleiben. Das verdeutlichte die Bundesregierung in einem heise online vorliegenden Positionspapier von Bundesministerien für Justiz und Wirtschaft im Rahmen der Debatte über die Entwürfe aus dem EU-Parlament und dem Ministerrat für eine Verordnung für Systeme mit KI. Während das EU-Parlament strengere Regeln für KI-Systeme wie ChatGPT vorschlägt, warnt die Bundesregierung davor hierdurch die KI-Entwicklung zu behindern.

Innovationsfreundliche und differenzierte Regulierung

Die Bundesregierung unterstreicht die Bedeutung einer KI-Regulierung, die Innovationen fördert, auf die Zukunft ausgerichtet und ausgeglichen ist. Sie fordert, die Definitionen in den Regeln präzisiert und differenziert auszugestalten. Insbesondere könne man nicht allgemeine KI-Anwendungen mit mehr Entwicklungsfreiraum mit Spezialanwendungen gleichsetzen. Letzteres erfordere speziell zugeschnittene und detailliertere Vorschriften.

Besonders wichtig ist es der Bundesregierung, die Ergebnisse sogenannter „General Purpose AIs“ – wie etwa ChatGPT – sicherzustellen. General Purpose AIs zeichnen sich dadurch aus, dass sie mittels Sprach- oder Bilderkennung ohne besonderes Fachwissen der Nutzer eine breite Palette von Aufgaben erfüllen können. Beim Training dieser KIs ist das zu erwartenden Aufgabenspektrum häufig weder bekannt noch vorhersehbar. Die Ausgestaltung der Regeln solcher KIs müsste weiterhin ihre Funktionsfähigkeit gewährleisten.

Regulierungsvorschläge im Bund

Die Bundesregierung fordert für KI-Anwendungen mit allgemeinen Zwecken eindeutige Regelungen. Zum einen sei an eine Risikobewertung hinsichtlich des Datenmanagements und der Transparenz zu denken. Auch eine Informationspflicht sei wünschenswert. Dabei müsse man Auskünfte über die Datengrundlage, den Trainingsprozess, den Schutz der Privatsphäre und das Urheberrecht geben. Nützlich könnten laut des Positionspapiers auch Erklärungen über die Funktionalität des KI-Systems und Auswirkungen auf die Umwelt sein. Zudem zöge man Kennzeichnungspflichten für Deepfakes in Betracht, wobei es Ausnahmetatbestände zum Beispiel für Sicherheitsbehörden geben solle. Warnhinweise sollten auch in besonders sensiblen Bereichen wie Medizin existieren. Weiterhin wurde ein Anspruch auf Berichtigung angedacht. Für kleine und mittlere Unternehmen, zivilgesellschaftliche und dem Gemeinwohl dienende Organisationen sowie akademische Verwender sollten Ausnahmen in Betracht gezogen werden.

Strengerer Ansatz der EU

Das EU-Parlament strebt einen anderen Ansatz an, der nicht zwangsläufig mit dem der Bundesregierung über innovationsfreundliche KI-Regeln übereinstimmt. So hatte es bereits im Juni seinen Standpunkt zum geplanten “AI Act” festgelegt und besonders strenge Regeln für KI-Systeme wie ChatGPT verlangt. Betreiber von KI-Anwendungen, die mit einer sehr großen Menge unsortierter Daten trainiert wurden, müssten sie auf besondere Risiken prüfen und bei Bedarf Abwendungsmaßnahmen treffen.

Fazit

Die Debatte über die Zukunft der KI-Regulierung in der EU bleibt komplex. Es treffen hier verschiedene berechtigte Interessen und Ansichten aufeinandertreffen, die sorgfältig abgewogen werden müssen. Die Bundesregierung warnt zurecht davor, die KI-Entwicklung durch übermäßige Regulierung nicht zu beeinträchtigen. Das Anfordern einer sehr detaillierten Auflistung der verwendeten Trainingsdaten könnte die Entwicklung von KI-Systemen im schlimmsten Fall totregulieren. Insbesondere könnte dies dazu führen, dass Deutschland oder Europa als Niederlassungsstandort nicht mehr attraktiv bleibt und KI-Unternehmen ins Ausland abwandern. Insofern ist der Ansatz der Bundesregierung, innovationsfreundliche KI-Regeln zu fordern, zu begrüßen.