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LfDI RLP zum Umgang mit künstlicher Intelligenz

9. Februar 2023

Anlässlich des Safer Internet Day 2023 veröffentlichte der Landesbeauftragte für Datenschutz und die Informationsfreiheit Rheinland-Pfalz (LfDI RLP) eine Mitteilung, der zufolge das Thema künstliche Intelligenz in den Mittelpunkt der Diskussion gerückt werden solle. Dabei beleuchtete er wichtige Fragen, die den Umgang mit künstlicher Intelligenz betreffen.

ChatGPT an Schulen

Laut dem LfDI RLP, Prof. Dr. Dieter Kugelmann biete vor allem der Sprach-Roboter ChatGPT einen Anlass zur Diskussion. Insbesondere Schüler nutzten das Online-Programm. Mit Hilfe von ChatGPT können die Schüler ihre Hausaufgaben schnell und einfach von der künstlichen Intelligenz schreiben lassen. Für sie sei es nicht mehr notwendig, selbst Quellen herauszusuchen und diese in einem eigenhändig geschriebenen Text zusammenzufassen. Alle diese Aufgaben übernehme ChatGPT innerhalb weniger Minuten. (Über weitere Funktionen von ChatGPT berichteten wir hier.)

Der LfDI RLP betonte, dass eine Sensibilisierung von Schülern hinsichtlich eines sorgfältigen Umgangs mit künstlicher Intelligenz erforderlich sei. Hierfür bedürfe es einer konstruktiven und kritischen Auseinandersetzung mit den Schülern. Zur Förderung dieser Auseinandersetzung erklärte der LfDI RLP, dass er künftig weiter Informationen zur Nutzung in Schulen bereitstellen werde.

Datenschutz und Algorithmen

Im Hinblick auf den Datenschutz begegneten der Anwendung allerdings einige Bedenken. Diese habe die Konferenz der unabhängigen Datenschutzbehörden des Bundes und der Länder (DSK) zum Teil bereits 2019  in der Hambacher Erklärung zur Künstlichen Intelligenz behandelt. Die DSK habe in der Erklärung sieben datenschutzrechtliche Anforderungen an künstliche Intelligenz formuliert.

Außerdem solle man laut dem LfDI RLP bei künstlicher Intelligenz ein besonderes Augenmerk auf ihren Algorithmus legen. Dieser sei für die Ergebnisse, die die künstliche Intelligenz generiere, verantwortlich. Der Algorithmus richte sich dabei maßgeblich nach seinen Entwicklern. Wenn bereits im Rahmen der Entwicklung eines Algorithmus falsche oder gar rassistische Tendenzen erkennbar seien, können dies später ein Problem darstellen. Auch das Ergebnis, dass die künstliche Intelligenz präsentiere, sei möglicherweise falsch oder diskriminierend.

Darüber hinaus sei zu bedenken, wie die künstliche Intelligenz, bzw. ihr Algorithmus lerne. Die bereits frei verfügbare Anwendung ChatGPT benötige eine große Anzahl menschlicher Daten, um ihre Ergebnisse verbessern zu können. Diese Daten von menschlichen Nutzern müsse die Betreiberfirma OpenAI allerdings nicht für eine große Summe Geld einkaufen. Indem das Unternehmen die Anwendung kostenlos zur Verfügung stelle, würden ihre Nutzer die erforderliche Datenmenge bereitstellen. Somit seien die Nutzer einerseits Testgruppe und trügen andrerseits zum Erfolg der Anwendung durch die einhergehenden Verbesserungen bei.

Baden-Württemberg: Schulen müssen bis zum Sommer Microsoft 365 ersetzen

26. April 2022

Der Landesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit in Baden-Württemberg Dr. Stefan Brink erwartet von Schulen, dass sie Schüler:innen bis zu den Sommerferien 2022 Alternativen zum Cloud-Dienst MS 365 für den Schulbetrieb anbieten.

Microsoft 365 ist ein Online- bzw. Cloud-Dienst des Anbieters Microsoft. Spätestens ab dem kommenden Schuljahr sei die Nutzung von MS 365 an Schulen zu beenden. Andernfalls müssten die Schulen den datenschutzkonformen Betrieb des Cloud-Angebots eindeutig nachweisen können.

Pilotprojekt gescheitert

Die Entscheidung deutete sich schon länger an, der LfDI begleitete und beriet zuvor das Kultusministerium Baden-Württemberg über einen längeren Zeitraum in einem umfangreichen Pilotprojekt zum möglichen Einsatz von MS 365. Auch eine eigens modifizierte Version von Microsofts Programmpaket konnte Baden-Württembergs Datenschutzbeauftragten nicht überzeugen. Im Zuge dessen gab es weitere Sicherheitsfunktionen und Accounts ausschließlich für Lehrkräfte, nicht jedoch für Schüler:innen. Trotz der funktionell eingeschränkten und möglichst datenschutzkonformen Konfiguration von MS 365 sei eine datenschutzkonforme Nutzung kaum möglich. Nach dem Test kam Stefan Brink zu dem Ergebnis, dass die Schulen keine vollständige Kontrolle über das Gesamtsystem und den Auftragsverarbeiter in den Vereinigten Staaten hätten. Sie könnten nicht ausreichend nachvollziehen, welche personenbezogenen Daten wie und zu welchen Zwecken verarbeitet würden. Auch könne man nicht nachweisen, dass die Verarbeitung auf das notwendige Minimum reduziert sei. Die Ergebnisse der Prüfung sind hier abrufbar.

Alternativen vorhanden

Man werde in Kürze auf etwa 40 Schulen zugehen, die den Cloud-Dienst Microsoft 365 oder MS Teams verwenden und sie über seine rechtliche Bewertung zur Nutzung dieses Online-Dienstes informieren. Darüber hinaus werde man die Schulen um einen verbindlichen Zeitplan für den Umstieg auf Alternativen bitten. Zusammen mit dem Kultusministerium sollen die Schulen dann bei der Implementierung neuer Systeme unterstützt werden. Der Landesbeauftragte für den Datenschutz verweist dabei auf bereits erprobte Alternativen. Dazu gehören beispielsweise Moodle, itslearning oder das Web-Konferenzsystem BigBlueButton.

Umstieg kaum zu vermeiden

Sollten die Schulen dennoch den Cloud-Dienst weiter nutzen möchten, so müssten sie begründen, wie sie den datenschutzkonformen Betrieb garantieren und dies entsprechend ihrer Rechenschaftspflicht nach Artikel 5 Absatz 2 Datenschutz-Grundverordnung eindeutig nachweisen könnten. Dabei würde insbesondere die Drittstaatenübermittlung in die Vereinigten Staaten die Schulen vor größere Probleme stellen.

Verwaltungsgericht Hamburg – Testpflicht für Schüler im Klassenraum verletzt den Datenschutz

14. Mai 2021

Nach einer Entscheidung des Hamburger Verwaltungsgerichts muss sich ein Grundschüler nicht an seiner Schule auf Corona testen lassen, um am Präsenzunterricht teilnehmen zu dürfen. Laut Beschluss vom 29. April (Az.: 2 E 1710/21) reiche ein negatives Ergebnis aus einem anerkannten Schnelltestzentrum, welches maximal 24 Stunden alt sei.

Die Schulbehörde hat gegen die Eilentscheidung Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht eingelegt, wie ein Gerichtssprecher am Mittwoch mitteilte. Der Schüler hatte sich zu Hause testen lassen und der Schule nur das Ergebnis mitteilen wollen. Einen solchen Selbsttest akzeptiere das Verwaltungsgericht nicht. Eine Bescheinigung von einem Testzentrum sei schon erforderlich.

Seit dem 6. April müssen sich Schüler in Hamburg zweimal pro Woche unter Aufsicht an der Schule testen, wenn sie am Präsenzunterricht teilnehmen wollen. Als einzige Alternative ist ein PCR-Test erlaubt, der nicht älter als 48 Stunden sein darf.

Laut Verwaltungsgericht verletzt die Testpflicht an der Schule den Datenschutz, zumindest wenn ein Test positiv ausfällt und das Ergebnis an das Gesundheitsamt weitergeleitet werden muss. „Die derzeitige Ausgestaltung der testabhängigen Zugangsbeschränkung verstößt nach summarischer Prüfung gegen die Vorschriften der Datenschutzgrundverordnung”, so laut Beschluss. Die Datenerhebung setze Freiwilligkeit voraus. Die Alternative Homeschooling bedeute allerdings einen Nachteil für den Schüler, er könne sich darum nicht freiwillig entscheiden. Damit stützt das Gericht die Linie des Thüringer Datenschutzbeauftragten Lutz Hasse. Er sieht durch die Testpflicht im Klassenraum die Rechte der betroffenen Schüler massiv beeinträchtigt und verlangt von Schulen zumindest eine Einverständniserklärung der Eltern für dieses Procedere einzuholen.

Datenschutz an Schulen: Hessen beendet Schonfrist für Microsoft Teams

7. April 2021

Der Hessische Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheiten Alexander Roßnagel kündigte das Ende der Duldung für den Einsatz von Microsoft Teams an Schulen an. Das Kultusministerium sucht nun Ersatz. 

Bisher wurde an hessischen Schulen Microsoft Teams für den Distanz-Unterricht genutzt. Dies duldete der hessische Datenschutzbeauftragte. Nun wird die Frist am 31. Juli 2021 enden. 

In einer Stellungnahme hieß es dabei, dass die Duldung der Videokonferenzsysteme von US-Anbietern – im speziellen Microsoft Teams – ausläuft. Dies sei vorher nur verlängert worden, weil kein Ersatz da war. „Der Grund für den verlängerten Zeitraum bis Ende Juli dieses Jahres lag in dem gescheiteren Bemühen des Hessischen Kultusministeriums (HKM), den hessischen Schulen bis zum Beginn des aktuellen Schuljahres ein landeseinheitliches, datenschutzkonformes Videokonferenzsystem zur Verfügung zu stellen.” Zudem hatten die „Komplexität des Ausschreibungsverfahrens sowie die Klärung grundsätzlicher Fragestellungen zum Datenschutz” dazu geführt. Eine weitere Verlängerung dieser Duldung sei „ausgeschlossen“.

Wie der Datenschutzbeauftragte mitteilt, sei vielmehr davon auszugehen, „dass bis zum Beginn des neuen Schuljahres eine Anwendung zur Verfügung steht, die sowohl den technischen als auch datenschutzrechtlichen Anforderungen entspricht.“ Hierzu wird ein europaweites Ausschreibungsverfahren durchgeführt. Der fortlaufende Einsatz von Microsoft Teams ist dann also nicht mehr „erforderlich noch datenschutzrechtlich zulässig”. Auch weitere Bundesländer prüfen derzeit Alternativen zu US-amerikanischen Softwareprodukten.

Vorlage zum Europäischen Gerichtshof: Einführung von Livestream-Unterricht an Schulen

31. Januar 2021

Das Verwaltungsgericht Wiesbaden hat mit Beschluss vom 21.12.2020 bezüglich der Einführung eines Livestream-Unterrichtes den Gerichtshof der Europäischen Union angerufen. Gegenstand des Verfahrens vor dem Verwaltungsgericht ist die Frage, ob es bei dieser Form des Unterrichtes neben der Einwilligung der Eltern für ihre Kinder oder der volljährigen Schüler auch der Einwilligung der jeweiligen Lehrkraft bedarf.

Die zuständige Fachkammer entschied (Az.: 23 K 1360/20.WI), dem Gerichtshof die Frage vorzulegen, ob eine Vorschrift bestimmte inhaltliche Anforderungen der DSGVO erfüllen müsse, um eine „spezifische Vorschrift“ im Sinne der DSGVO zu sein. Zudem sei zu klären, ob eine nationale Norm, wenn sie diese Anforderungen offensichtlich nicht erfülle, trotzdem noch anwendbar bleiben könne.

Von der Klärung dieser Frage hänge ab, ob die hessischen Vorschriften zum Datenschutz die Anforderungen der DSGVO erfüllten und ob diese Normen trotz eines möglichen Verstoßes anwendbar blieben, so das Gericht.

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